Gastbeitrag von meiner Mama:
Was heißt eigentlich Wechseljahre?
Klar, Wechsel heißt Austausch. Ein Wechsel von einem zum nächsten Zustand. So wie bei einem Reifenwechsel beim Auto oder eine Reparatur oder gleich ein neues Auto.
Und Jahre bedeutet: das kann dauern…
Der Vergleich mit dem Auto ist gar nicht so schlecht. Wenn das Auto in der Werkstatt war und irgendwie alles verstellt wurde, dann fühlt sich auch erst mal alles fremd an. Man muss erst einmal wieder herausfinden, wie das Auto jetzt worauf und wie reagiert. Bis das Auto und man selbst wieder wie ein Team reagieren bzw. funktionieren dauert es einen Moment. So ein bis zwei Tage.
Bei den Wechseljahren dauert es so 5 bis 10 Jahre. So lange fühlt sich vieles an einem selbst fremd oder ungewohnt an und bis man die eine oder andere Funktion bzw. Fehlfunktion begriffen und zu allem Überfluss auch noch akzeptiert hat…
Angefangen hat es bei mir mit Hitzewallungen. Ich glaube, ein Höllenfeuer ist dagegen eine Kältekammer. Ich habe richtig gemerkt, wie die Hitze in mir hochkrabbelte. Heiß, sehr heiß. Von den Füßen hoch über die Beine, Unterleib, Bauch, bis hin zum Gesicht. Und dann floss der Schweiß aus mir heraus. In großen Mengen. Nach so einer Wallung war ich schweißgebadet, also wirklich klitschnass. Überall! Auch die Unterhose. Oh man, jetzt bloß nirgends hinsetzen. Das wird peinlich. Zuhause war das ja nicht so schlimm, da war ja die Dusche und frisches Zeug nicht weit. Aber unterwegs…
Natürlich passierten diese Wallungen meistens unterwegs. Überall da, wo man es gerade gar nicht gebrauchen kann. Irgendwann habe ich mir immer Handtücher und Wechselkleidung mitgenommen. Hat die Sache auch nicht aufgehalten, aber immerhin musste ich nicht in nassen Klamotten rumlaufen.
Schlimm waren auch die Schlafstörungen. Die halbe Nacht herumwühlen, umhergeistern, lesen, wieder versuchen einzuschlafen. Tagsüber war ich völlig gerädert, musste aber trotzdem irgendwie durchhalten. Manchmal bin ich vor Erschöpfung auf der Couch eingeschlafen. Dann konnte ich nachts natürlich erst recht nicht schlafen. Das ging meistens mehrere Nächte so, dann war wieder für einige Nächte Ruhe angesagt. Aber zu früh gefreut. Nach einigen Tagen ging es wieder von vorne los.
Ich habe alles Mögliche versucht: heiße Milch mit Honig, Johanniskrautkapseln, beruhigende Tees, Schäfchen zählen und so manch weiteren Tipp aus Zeitschriften und Medien. Hat aber alles nichts geholfen. Auch gegen die Hitzewallungen kam kein noch so vielversprechendes Mittelchen an.
Der einige Trost war: ich wusste, es geht wieder vorbei. Es ist nur eine Phase. Wie die Trotzphase, die Pubertät oder auch die Hormonschwankungen während der Schwangerschaften. So ist auch die Zeit der Wechseljahre nur eine Phase. Wenn auch die längste Phase unserer Entwicklung. Und die unangenehmste. Aber was soll’s. Man kann nur versuchen damit umzugehen, sich das Eine oder Andere etwas zu erleichtern und sich auf den Zeitpunkt freuen, an dem alles wieder vorbei ist.
Allerdings bleibt manchmal etwas zurück. Der Haarausfall zum Beispiel. Mir sind zwar nicht alle Haare ausgefallen, aber doch eine Menge. An manchen Stellen ist die Kopfhaut zu sehen. Und die wachsen auch nicht mehr nach. Anfangs war das schwer für mich und hat mich traurig gemacht. Aber inzwischen habe ich es akzeptiert, nun eben nicht mehr so eine volle Haarpracht zu haben.
Inzwischen scheine ich mit den Wechseljahren durch zu sein (man weiß ja nie). Ich kann die Nächte wieder durchschlafen, meistens jedenfalls. Und ich habe keine Hitzewallungen mehr. Das macht das Leben schon angenehmer.
Ich weiß, dass ich noch großes Glück hatte. So manche Frau hat noch wesentlich mehr Beschwerden. Von Stimmungsschwankungen z. B. bin ich so ziemlich verschont geblieben (Kommentar von Melissa: Das sieht dein Umfeld vielleicht anders, Mama =) ). Trotzdem bin ich froh, dass ich jetzt keine Wechseljahre oder andere Phasen mehr durchstehen muss.
Jetzt kommt nur noch das ganz „normale“ Älterwerden. Und das ist doch nun wirklich ein Klacks! Oder…?