Hallo, du schöner Mensch!
Ich hoffe, dass du weiterhin täglich die Fragen aus dem ersten Teil beantwortet hast. Letzte Woche hast du dir mal einen Überblick verschafft, wo du mit deiner Beziehung zu dir selbst stehst. Vielleicht hast du dabei auch schon herausgefunden, dass die Gründe für unsere Selbstzweifel oft von außen kommen.
In den Medien wird uns schon von klein an gezeigt, wie ein Mensch auszusehen hat. Es gibt wenig Vielfalt in Filmen und Serien, Musikvideos, Werbung … Wenn wir den ganzen Tag lang immer nur EIN einziges Schönheitsideal sehen und wir stehen dann vor dem Spiegel, sehen wir natürlich nur, wie sehr wir davon abweichen. Mein Ratschlag:
Ändere deine Sehgewohnheiten!
Soziale Medien
Es ist schwer, denn auf Fernsehen und Werbung hast du oft keinen Einfluss. Das ist es, was ich an den sozialen Medien liebe. Du allein bestimmst, was du siehst. Nimm dir z. B. mal bei Instagram die Liste der Accounts vor, denen du folgst. Sortiere aus! Und zwar nicht unter dem Aspekt „…aber die wäre sauer, wenn ich ihr nicht mehr folge“. Es geht um dich! Nur um dich. Nur du sollst gerade glücklich werden.
Was mich unglücklich macht: Fotos, die bis zur Unkenntlichkeit überarbeitet sind, um mir einzutrichtern, dass das Schönheit ist. Urlaubsfotos, die aussehen, als wären alle um mich rum superreich. Ständige Tipps zur Ernährung oder Bewegung.
Versuche Menschen zu folgen, mit denen du dich identifizieren kannst. Menschen, bei denen du du denkst: „Ja, das könnte ich sein“. Sieh dir nicht dauernd Menschen an, in deren Leben du gern stecken würdest. Hier mal meine Account-Empfehlungen für wundervolle Menschen bei Insta:
- Nesvria (Selbstliebe, Anti-Diskriminierung) ein bisschen Eigenwerbung, aber ich würde meinen Account nicht empfehlen, wenn ich denke, dass er hier nicht mit in die Liste gehört!
- Dr. Antonie Post (intuitive Ernährung, Selbstliebe)
- Kurvenrausch (Selbstliebe-Aktivistin, Diversity Fashion Days)
- Schönwild (Selbstliebe, Anti-Diskriminierung)
- Roxana Konfetti (Selbstliebe, Polyamorie)
- Bauchfrauen (Selbstliebe, Kurse)
- Maren Kissing (Plussize Model, Selbstliebe)
- MissBelleEtRonde (zeigen Plussize-Frauen)
- MrsMara (Selbstliebe)
- BlindBodyPositiveProtest (Anti-Diskriminierungs-Proteste)
- GermanCurvy (zeigen Plussize-Frauen)
- Edull Ardo (Künstler)
- Romy Curvy (Plussize-Model)
- BodyPositiveCatwalk (weltweite Bodypositive-Proteste in Unterwäsche)
- Amanda (Plussize-Tänzerin)
- Julia del Bianco (Plussize-Ballerina)
- Tess Holliday (The Queen herself)
- Anna OBrien (Selbstbewusstsein, Fashion, Makeup)
- Jessica Kelley (Selbstliebe, Depressionen, Tanz, Fashion
Ich weiß, das ist eine ganze Menge, aber es soll ja auch für jeden was dabei sein.
Film und Fernsehen
Schwieriger wird es schon bei Filmen und Serien. Die Meisten schließen alle Menschen mit einer Kleidergröße ab 38 oder mehr grundsätzlich aus. Wenn wir aber doch mal zu sehen sind, dann haben wir entweder negative Rollen (wie bei Ursula in Arielle und Fräulein Knüppelkuh in Mathilda) oder es geht nur um unser Gewicht und wie unzufrieden, ungeliebt wir sind (wie bei Bridget Jones und Dumplin‘) oder, wenn wir tatsächlich mal positiv dargestellt werden, dann haben wir die Rolle der lustigen dicken Freundin (wie bei Gilmore Girls), die natürlich im Schatten einer heißen Untergewichtigen steht. Warum ist nicht die dicke Frau, die die jeder will und sie hat ’ne lustige dünne Freundin?!?!? Es gibt viele Filme, die Fatshaming verherrlichen, auch wenn es nur eine Bemerkung am Rande ist wie die üble Beleidigung gegen dicke Frauen, die Sport machen, von Deadpool.
In meiner Traumwelt gäbe es in Filmen und Serien Vielfalt. Menschen jeglichen Aussehens würden in Filmen spielen und das Gewicht wäre überhaupt kein Thema. Es sind einfach Menschen wie jeder. Und natürlich darf jeder auch mal sexy sein und es wird auch nicht darüber diskutiert, wie viel man wiegt oder wie groß man ist oder welche Hautfarbe man hat oder sonstwas.
Es gibt durchaus auch Filme, die es gut meinen, aber ihr Ziel total verfehlen. Dazu erzähle ich mal etwas über den Film „I feel pretty“ (Achtung, Spoiler!):
Die (in meinen Augen normalgewichtige) Hauptrolle zeigt zu Beginn des Filmes sehr schön, auf was für Hürden man als Übergewichtige stößt, mit wie viel Diskriminierung man zu kämpfen hat und was für negative Auswirkungen das auf unsere Persönlichkeit haben kann. Dann hat sie einen Unfall und sieht sich selbst auf einmal als wunderschön. Sie ist selbstbewusst und liebt sich und darum kommt sie auch bei anderen viel positiver an und bemerkt die negativen Dinge gar nicht. Bis dahin alles gut. Aber dann datet sie einen Mann, der ihr einen Bikini-Contest ausreden will, weil er sie für nicht schön genug hält. Ein anderer Mann, den sie kennen lernt, findet sie anziehend, egal, wie sie aussieht. Er verliert darüber nicht ein Wort, aber macht deutlich, dass er Interesse an ihr hat. Ihr dürft raten, mit wem sie am Ende des Films zusammen ist. Was für eine Botschaft ist das denn?!?!
Empfehlenswerte Filme (schreibt mir eure Empfehlungen gern in die Kommentare):
- Isn’t it romantic
- Taffe Mädels
- Tammy – Voll abgefahren
- Glam Girls – Hinreißend verdorben
- Spy
- How to be single
- How to Party with mom
- Wine Country
- Süße Magnolien
- Voll abgezockt
- Fun Mom Dinner
- Sister Act
- My Mad Fat Diary
Neben den relativ bekannten Schauspielerinnen Melissa McCarthy und Rebel Wilson gibt es aber auch durchaus Schauspielerinnen, die schon viel länger im Geschäft sind oder eher unbekannt sind, wie Octavia Spencer, Kathy Bates, Aidy Bryant oder Marianne Sägebrecht.
Werbung und Mode
Natürlich gibt es auch Firmen, die mittlerweile Vielfalt zeigen (und das bezieht sich nicht nur auf das Gewicht). Ich habe diese Plakatwerbung 2019 mega gefeiert. Calvin Klein hat schon länger große Größen im Sortiment (teilweise bis 4XL, was wohl in etwa einer 56 entspricht). Auch Zalando hat eine riesige Auswahl an großen Größen (bis Größe 64) mit extra Plussize-Kollektionen aber auch Kleidung, die es einfach in vielen Größen gibt.
Traurig machen mich manchmal Plakate wie dieses hier. Ich sehe in der Dove-Werbung lediglich gesundgewichtige Frauen. Allerdings machen sie auf uns den Eindruck von übergewichtigen Menschen, weil unser Bild von „normal“ durch die Medien total krank geworden ist. Dove hat damit vor Jahren aber dennoch einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Man findet hier in den Werbungen mehr Vielfalt von Gewicht, Hautfarbe und Alter.
Über 60 % der deutschen Frauen tragen Kleidergröße 42 und darüber. Aber im Handel hört es bei dieser Größe meistens auf. Was ist das für eine Logik?!?!? So beschränkt sich das Shopping-Vergnügen meistens nur noch auf die Online-Welt. Leider.
Hier mal eine Liste von Shops mit Größenvielfalt. Ich würde mich freuen, wenn wir diese Liste erweitern. Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren.
- Snag Tights (bis 64)
- Asos (bis 60)
- Shein (bis 54)
- Ulla Popken (bis 68, auch nachhaltige Mode „pure“)
- Zalando (bis 64 und 65-105 A-L)
- Calvin Klein (bis 4XL, ca. 56)
- Happy Size (bis 60, Unterwäsche bis 68)
- Yous Clothing (bis 68, auch Kurzgrößen)
- BonPrix (bis 62)
- C und A (bis 62, auch Kurzgrößen)
- Aboutyou (bis 64)
- Playful Promises (Dessous bis 58 und 60-100 A-L)
- Gudrun Sjödén (Naturmode bis 54/56)
- Jeanne Paulin (nach Maß zu bezahlbaren Preisen)
Und hier noch ein Tipp von mir, der mir schon oft neue Erkenntnisse gebracht hat: Bestelle bei jeder Klamotten-Bestellung ein Teil mit dazu, von dem du denkst, dass es dir überhaupt nicht steht. Vielleicht hältst du deine Oberschenkel zu dick für einen kurzen Rock oder willst deinen Bauch lieber mit weiten Shirts verstecken als einen Jumpsuit anzuziehen. Versuche es. Und wenn’s dir nicht gefällt, kannst du das eine Teil ja wieder zurück schicken. Aber eventuell wirst du auch positiv überrascht und du gefällst dir, obwohl man deinen Bauch sieht oder deine schlaffen Oberarme, wie bei mir …
Musik
Es gibt wenige Musiker, die nicht dem Ideal entsprechen oder in ihren Videos Diversität zeigen und zelebrieren. Was fällt euch zu dem Thema ein?
Ich höre sehr gern Lizzo oder Mary Lambert. Es gibt natürlich auch Songs von dünnen Menschen über Selbstliebe oder darüber, dass die Meinung der anderen egal sein sollte. Diese Lieder vermitteln uns ja oft auch ein positives Gefühl. Und darum geht es. Du sollst dich gut fühlen. Nicht ich oder deine Nachbarin oder Arbeitskollegen. NUR DU! Dazu gibt es mehr in der nächsten Woche …