Nach meiner ersten Begegnung blieb ich am Ball und versuchte mich an anderen Knochen. Ganz allgemein schenke ich Knochen bereits beim Kochen meine Aufmerksamkeit: Wie schwer sind sie? Wie haftet das Fleisch an ihnen? Wie fühlen sie sich an? Löst sich das Fleisch beim Kochen oder bleibt es fest am Knochen haften? Sind sie schwer oder leicht?
Beim Essen beachte ich sie sehr intensiv und dann auch anschließend beim Säubern. Wie hat sich der Knochen durch das Kochen verändert? Wie fühlt er sich an, wenn ich mit Zähnen oder Zunge darüber fahre? Ich fühle, wie die Knochen in meiner Hand liegen, streiche mit den Fingern darüber. Halte sie unter Wasser und kratze auch mal mit einem Fingernagel drüber. Bei hartnäckigen Fällen kommt auch schon mal der Stahlschwamm zum Einsatz. Immer wieder kontrolliere ich, was die Fleischreste nun wieder preisgeben, bis ich nicht mehr weiterkomme und den Knochen über Nacht in Essig oder Mineralwasser einlege.
Am nächsten Tag bin ich dann ganz gespannt und arbeite mich weiter vor. Manchmal will sich ein Knochen auch nicht ganz zeigen und landet dann doch nicht in meiner Sammlung. Zu einigen finde ich aber eine ganz zarte und sanfte Verbindung, die es sich lohnt zu stärken.
Wenn die Knochen dann trocken sind, sehen sie wieder ganz anders aus, irgendwie heller und sie fühlen sich fester an; teilweise rau und manchmal ganz glatt. Einige haben scharfe Kanten oder besondere Formen, die mich an bestimmte Dinge erinnern oder gewisse Gefühle hochkommen lassen. Die sauberen und trockenen Knochen bewahre ich in einer großen Pappschachtel auf und sehe sie mir zwischendurch immer mal wieder an, nehme sie in die Hand, befühle sie, streiche über sie, betrachte sie ganz genau und merke, wie diese sanfte und zarte Verbindung stärker wird, sich festigt.