1. Beschreibung der Karte
Wir sehen eine lebhafte Karte mit einem bunten Treiben vor uns. In der Mitte schwebt vor einem hellblauen Himmel ein großes Rad, in das zahlreiche Symbole geschrieben sind.
Das Rad selbst besitzt zwei Innenkreise. Im äußeren Ring steht in Großbuchstaben auf Latein „ROTA“ geschrieben (was einfach nur „Rad“ heißt). Zwischen den lateinischen Buchstaben sind hebräische Buchstaben für den Namen Gottes, „JAHWE“, eingefügt. Der zweite Kreis ist durch vier Streben in acht Segmente unterteilt. Am Ende der Streben befinden sich die alchemistischen Symbole für Salz, Quecksilber, Schwefel und das astrologische Zeichen des Wassermanns.
Im dritten Kreis laufen schließlich alle Streben in der Radnabe zusammen, sie bilden das Zentrum des Rads.
Rechts unter dem Rad schmiegt sich eine menschenähnliche Gestalt mit Schakalskopf (vermutlich eine Darstellung des ägyptischen Gottes Anubis) daran; es scheint, als liege er unter dem Rad. Links vom Rad windet sich eine Schlange. Oben auf dem Rad sitzt eine hellblaue Sphinx, die ein Schwert unter der Achsel klemmen hat. Die drei Figuren – Schlange, Sphinx und Mensch-Schakal – sind in den drei Elementarfarben Rot, Gelb und Blau gehalten.
In den vier Bildecken rund um das Rad herum türmen sich dicke Cumulus-Wolken, auf denen von links oben ausgehend die Symbole der vier Evangelisten zu sehen sind: ein geflügelter Mensch (Matthäus), ein Adler (Johannes), ein geflügelter Stier (Lukas) und zuletzt ein geflügelter Löwe (Markus). Alle Evangelistensymbole haben ein aufgeschlagenes Buch vor sich liegen, in dem sie lesen – vielleicht die nach ihnen benannten Evangelien.
Die Sphinx ist hier in Hellblau dargestellt, fast wie ein Luftgeist, was zusätzlich durch das Schwert, das dem Element Luft zugeordnet ist, unterstrichen wird. Ihren Einfluss auf das Rad des Lebens (ganz oben, also in günstiger Position) kann ich mir aber nur schwer denken – ist es das Mysterium zwischen den Polaritäten und dem rätselhaft-durchtriebenem Charakter der Sphinx, in dem sich das Rad bewegt?
2. Deutung der Farben
- Hellblau: Frische, Farbe der Luft, Gedanken, Kommunikation.
- Grau: Spannung, Verschleierung, Weisheit, Alter, Verwirrung, Schutz.
- Gelb: Lebensfreude, Austausch, Strahlen, Geistigkeit.
- Weiß: Spiritualität, Reinheit, Weisheit, Tag.
- Schwarz: Nacht, Mysterium, Tod, Schutz. In Dualität mit Weiß.
- Rot: Wut, Zorn, Liebe, Blut, Leidenschaft, Wille, Kraft.
3. Deutung der Symbole
- Rad: Symbol für den Kreislauf, das Werden und Vergehen aller Dinge: Jahreslauf, Geburt und Tod. Auch Inbegriff von der Wechselhaftigkeit des Lebens (-> „O Fortuna“ aus der Carmina Burana): mal dreht man selbst das Rad, mal hängt man im Hamsterrad fest, mal liegt man unter dem Rad. Glückliche und schlechte Zeiten wechseln sich ab, das liegt in der Natur der Dinge.
- Sphinx: Zerstörerischer Dämon aus der griech./ägypt. Mythologie. Ihr Kopfschmuck mit den Querstreifen beinhaltet die Symbolik für Dualität. Da sie ganz oben beim Rad sitzt, könnte man meinen, sie habe die Kontrolle über das Rad und verursache mit ihrem durchtriebenen Wesen das Leiden im Leben aller Wesen. Auch: Das Rad wird getrieben durch die Spannung zwischen den Dualitäten bzw. findet zwischen den Dualitäten statt.
- Schwert: Elementarwaffe der Luft unter der Achsel der Sphinx – vielleicht ein Hinweis auf den Rätselcharakter der Sphinx in der Mythologie; die Rätsel können nur mit einem klugen Kopf gelöst werden. Auch: Einen Verstand so scharf wie eine Schwertklinge haben.
- Schlange: Weisheit, Versuchung, Verführung, List, Heilung, Fruchtbarkeit, Abscheu, Wiedergeburt (durch ihre Fähigkeit , sich zu häuten), Schutztier im alten Ägypten.
- Mensch-Schakal: Hier handelt es sich um Anubis, einen ägyptischen Totengott. In dieser Darstellung bedeutet es vielleicht, dass das Rad des Lebens vom Tod getragen wird oder dass der Tod den Lauf des Lebensrades n einen sinnvollen Rahmen setzt.
- Vier graue Cumulus-Wolken: Die Anzahl 4 entspricht den vier Elementen, der Grundlage alles irdischen Seins. Wolken sind vergängliche Wetterphänomene, sie kommen und vergehen wieder – was dem Prinzip des Lebensrades entspricht. Ein Symbol für Flüchtigkeit und Vergänglichkeit.
- Symbole für die vier Evangelisten: Biblische Referenz für die Verfassern der vier Evangelien, die symbolisch durch einen Menschen (Johannes) und drei Tiere (Stier – Lukas, Löwe – Matthäus, Adler – Markus) dargestellt werden. Sie sind die Verfasser der vier Evangelien des neuen Testaments.
- Die Buchstaben für „ROTA“: Das Rad, der immerwährende und sich stetig weiter bewegende Kreislauf des Lebens.
- Die hebräischen Buchstaben für „JHWH“: Der Name Gottes im Judentum.
4. Deutung der Karte
Wem die Karte des Rads des Schicksals erscheint, dem bedeutet sie, sich bewusst zu werden, dass alles offen, alles in Bewegung ist (ein Hinweis auf das hermetische Prinzip „Alles ist Schwingung“). Die Buchstaben „ROTA“ können auch rückwärts als „TARO(T)“ gelesen werden, das Wort scheint keinen Anfang und kein Ende zu haben, so wie der Kreislauf, den das Rad beschreibt. Zwischen diesen Buchstaben ist auf Hebräisch der Name Gottes eingestreut; das könnte man so deuten, dass die göttliche Allmacht das Rad des Lebens antreibt.
Es geht beim Rad des Schicksals darum, sich seiner Endlichkeit (-> lauernder Anubis) bewusst zu werden und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren – das im Zentrum des Rades, in der Nabe, liegt, denn dort ist es ruhig und man wird nicht mitgeschleift vom sich ständig drehenden Rad des Lebens.
Die vier Evangelisten könnte man in der Zahl als einen Hinweis auf die vier Jahreszeiten (Und somit den Lauf des Jahres und die unaufhaltsame Veränderung der Dinge) oder auch als Symbol für die vier Elemente sehen – den Stier zur Erde, den Löwen zum Feuer, den Adler zur Luft; einzig der Mensch ist nicht eindeutig zuzuordnen und nur durch seinen Emotionsreichtum könnte man ihn zum Element Wasser zählen.
Die Schlange deutet auf Wiedergeburt oder Erneuerung hin – auch wenn wir unsere eigene Wiedergeburt nicht bewusst miterleben, so doch die der Natur nach einem langen Winter; außerdem bilden auch gute, glückliche Zeiten im Leben eine Art Erneuerungsphase für uns, in der wir wieder Kraft schöpfen können. Die aufgeschlagenen Bücher vor den Evangelistensymbolen, in denen sie lesen, könnte man so deuten, dass sie einem übergeordneten Gesetz folgen.
Ihr Einfluss auf das Rad des Schicksals bleibt uns selbst allerdings verborgen, da sie in dicken grauen Wolken versteckt sitzen.
5. Deutung der Schattenseite
Blockiert sein, sich als Opfer des Schicksals fühlen, sich machtlos fühlen, Ohnmacht, unvorhersehbare Ereignisse, ausgeliefert sein, Dasein als Spielball, sich Veränderungen verweigern, nicht im Flow sein, leben lassen statt selbst erleben.
6. Fazit zur Karte
Wenn mir das Rad des Schicksals erscheint, dann ist das ein Aufruf für mich, den unsteten Lauf des Lebens anzunehmen und verstärkt im Hier und Jetzt zu leben. Es ist eine Aufforderung, mir die Vergänglichkeit der Dinge vor Augen zu halten und mein Leben danach auszurichten. Doch ich bin nicht gezwungen, mich vom Lauf des Rades beuteln zu lassen: wenn ich mein Zentrum finde, finde ich auch Ruhe und kann das Treiben aus gesunder Distanz betrachten.
Das Rad des Schicksals sagt mir:
„Gewinnen und Verlieren sind beides Teil des Lebens.“
„Finde dein eigenes Zentrum und niemand kann dich mehr aus der Ruhe bringen.“
„Du kannst den Lauf der Welt nicht ändern, aber du kannst deine Perspektive verändern.“
„Veränderung ist das einzig Beständige im Leben.“