Rider-Waite-Tarot: IX, Der Eremit

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Hermit_%28Tarot_card%29#/media/File:RWS_Tarot_09_Hermit.jpg

1. Beschreibung der Karte

Eine große, in eine graue Kapuzenrobe gehüllte Person steht mittig im Bild. Es handelt sich um einen alten Mann mit langem, weißem Bart, der sich mit einer Hand an einem langen Wanderstab abstützt und mit der anderen, nach oben gestreckten Hand eine Laterne emporhält, in der ein Stern steckt, der zwischen den Gitterstäben der Laterne hell heraus leuchtet.
Der Eremit hält seinen Kopf nach unten gesenkt, die Augenlider sind dabei fast geschlossen. Wenn man Unter- und Hintergrund der Karte näher betrachtet fällt auf, dass der Eremit sich auf dem Gipfel eines schneebedeckten Berges im ebenfalls schneebedeckten Gebirges befindet. Die vorherrschende Farbe der Karte ist Grau.

2. Deutung der Farben

  • Grau: Stille, Rückzug, Vertuschung, Weisheit, hohes Alter, Unsicherheit, Trauer, Kargheit, Härte, Askese.
  • Weiß: Weisheit, Spiritualität, Erleuchtung, Hoffnung, Reinheit, Die „Alles ist möglich“-Farbe.
  • Gelb: Idee, Kommunikation, Leichtigkeit, Austausch, Erleuchtung, Hoffnung, Strahlen in der Dunkelheit, Beschwingtheit.

3. Deutung der Symbole

  • Kapuzenumhang: Schutz, Verschleierung, Verstecken, Rückzug, sich verhüllen (erinnert an einen Nebeltag, an dem alles verschwindet), Tarnumhang, Geheimnisse ausbrüten.
  • Langer Bart: Alter, Erfahrungsreichtum, Geduld, Nachsichtigkeit, Weisheit.
  • Gesenkter Kopf des Eremiten: Demut, Melancholie, Nachdenklichkeit, Akzeptanz.
  • Wanderstab: Hilfsmittel zum Überwinden steiler Berge, Stütze, Unterstützung, Pilger; der Eremit nimmt lange & schwierige Wege auf sich zur Suche nach sich selbst, innere Unruhe, Wunsch nach Selbstfindung, Suche nach Erleuchtung. Der Wanderstab ist außerdem die verlängerte Form der Elementarwaffe des Feuers – man könnte ihn als ein Symbol für Willen und Kraft betrachten, die den Eremiten antreiben.
  • Laterne mit Stern: Erleuchtung, Hoffnungsschimmer, Dunkelheit vertreiben. Der Stern deutet vielleicht auch auf die finale Karte der großen Arkana hin, das Ziel der Suche leuchtet uns hier den Weg und vermag es, Licht in jegliche Dunkelheit zu bringen.

4. Deutung der Karte

Wenn der Eremit gezogen wird, dann ist das ein Hinweis für uns, uns verstärkt mit unserem Inneren auseinanderzusetzen, in uns zu gehen, inne zu halten und uns aus der Realität zurückzuziehen (das symbolisieren der gesenkte Blick und der Kapuzenmantel). Wir müssen unsere Situation mit Demut annehmen und dürfen uns auch nicht scheuen, unangenehme Situationen auszuhalten (so wie der unwirtliche Aufenthaltsort des Eremiten im schneebedeckten Gebirge). Nur so können wir Einsichten gewinnen und Weisheit erlangen.
Der Eremit erklimmt manchen Berg, vielleicht um auch äußerlich unerreichbar zu sein, vielleicht, um vom Gipfel aus einen umfassenden Blick auf die Dinge im Tal werfen zu können. Der Eremit ist also auch ein Hinweis dafür, einen Wechsel der Perspektive einzunehmen, um ein Problem umfassend betrachten zu können.
Bei seinem Unterfangen stützt ihn sein Wanderstab, der Zeichen der Pilger, die durch das Zurücklegen langer Strecken hin zu einem Pilgerort z. B. geistliche Vertiefung suchen, aber der auch die Elementarwaffe des Feuers darstellt. Diese kann hier als ein Symbol für Willen und Kraft gesehen werden, die unseren Eremiten hoch hinaus treiben und auch in entlegenen Bergregionen nicht vom Weg abkommen lassen.
Der graue, voluminöse Mantel des Eremiten wirkt wie ein Schleier, ein Schutzumhang vor der irdischen Welt; in ihm kann der Eremit sich in sich zurückziehen, ungesehen von der Außenwelt, denn Grau wirkt durch seinen hochgradig unauffälligen Charakter von Natur aus tarnende Funktion. Der Antrieb für den selbst gewählten Rückzug des Eremiten bilden seine eigenen Ziele – der ferne Stern, der hier als Lichtbringer und Hoffnungsträger hell in der Laterne scheint. Ziele und Wünsche (verkörpert durch den Stern) bilden Hoffnung und Antrieb, Wille und Kraft (verkörpert durch den Wanderstab) stützen ihn und bringen ihm seinen Unterfangen näher.

5. Deutung der Schattenseite

Komplette Entfremdung von der Realität, Eigenbrötler-Dasein fristen, Asketentum leben, Selbstkasteiung, sich selbst verlieren, sich verirren, vom (Lebens-)Weg abkommen, Realitätsflucht, Selbstaufgabe, Verhärtung, Verlust von Lebensfreude, im Elfenbeinturm leben.

6. Fazit zur Karte

Wenn mir der Eremit erscheint, dann ist das für mich ein Hinweis, mich zurückzuziehen oder aus einer Situation herauszunehmen. Er bedeutet mir, Innenschau zu betreiben und in mir selbst nach Lösungen zu suchen, dabei aber keine Herausforderungen zu scheuen, denn das Durchstehen schwieriger Situationen ist oft mit einem Entwicklungssprung oder tiefgehenden Einsichten verbunden.

Der Eremit ruft mich dazu auf, mich bei der Innenschau von meinen Zielen und Idealen leiten zu lassen und mich auf meinen Willen zu stützen.

„Die Antworten vieler Fragen sind bereits in dir, du musst sie nur finden.“
„Was du in dir selbst nicht findest, wirst du im Außen nie finden können.“
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
„In der Ruhe liegt die Kraft.“

Beitrag von Anmara
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