Hallo, du schöner Mensch!
In der letzten Woche hast du intensiv über deinen inneren Kritiker nachgedacht. Hast du dir Notizen dazu gemacht? Konntest du einige Erkenntnisse erreichen? Ich hoffe, dass es dir mit den Übungen und Gedanken in dieser Reihe gut geht und du dich wohl fühlst.
In dieser Woche geht es auch um Kritik. Aber von Außen.
Sicher kennt ihr Negativ-Komplimente oder ungewollte Ratschläge wie:
- Du hast so ein schönes Gesicht, man sieht dir dein Gewicht gar nicht an.
- Mit ein paar Kilo weniger wärst du richtig hübsch.
- Willst du nicht mal Sport machen? Ich denke ja nur an deine Gesundheit.
- Mir ist es ja egal, wie du aussiehst, aber die anderen reden schlecht über dich.
- Für eine dicke Frau bist du aber ganz hübsch.
Woher kommt so viel Kritik, Diskriminierung, Wut auf Andere?
Meistens geht es den Menschen selbst sehr schlecht. Sie haben kein Selbstwertgefühl, sind unsicher und wollen damit von sich ablenken und andere auf ihre niedrige Stufe runterziehen, um sich selbst besser und stärker zu fühlen.
In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Selbstliebe. Wir bekommen sie nicht beigebracht. Und es ist sogar noch schlimmer: unsere Selbstliebe wird uns sogar noch schwer gemacht. In einer Konsumgesellschaft ist es nicht erwünscht, dass du zufrieden bist. Denn dann würdest du ja viel weniger kaufen. Stell dir mal vor, du wärst zufrieden mit deiner Haut und würdest keine Tonnen an Anti-Aging-Produkten kaufen, keine 6 verschiedenen Spülungen, Kuren und Masken für die Haare, weniger Make-up, weniger andere schöne Dinge, die dich davon ablenken, dass du dich selbst verachtest. Und das führt dazu, dass wir auch von anderen dafür kritisiert werden, wenn wir nicht einer gewissen Norm entsprechen. Denn das ist es, wonach jeder streben wollen muss. Das zwingt uns ja förmlich dazu, uns anzupassen. Und wenn wir es nicht schaffen, geißeln wir uns selbst. Warum schaffe ich es nicht, abzunehmen? Warum bin ich nicht einfach wie alle anderen? Warum kann ich nicht einfach normal sein? Wenn ich weniger wiegen würde, dann wäre ich auch glücklicher.
NEIN. FALSCH. Bitte glaube das nicht!
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Sir Francis Bacon, englischer Philosoph (1561-1626)
Denke mal über diesen Satz nach, denn das Gesagte betrifft auch unsere Zufriedenheit mit unserem Körper. Sei dankbar für deinen Körper. Deine Beine bringen dich an die verschiedensten Orte, deine Augen lesen gerade den Artikel und bewundern alles um dich herum. Dein Gehirn… unfassbar, was es alles leistet. Deine Haut ist das größte Organ und kann so viel mehr, als uns nur beschützen. Dein Herz wird im Laufe deines Leben (durchschnittlich) über 3 Milliarden mal schlagen. Du bist ein verdammtes Wunder!!!! Sieh dich auch als solches. Respektiere dich, bewundere dich ruhig, liebe dich, wenn du es kannst. Aber auch wenn das noch Zeit braucht, fange wenigstens damit an, dich nicht mehr zu hassen.
Das leidige Thema: Diet-Talk
Vor allem wenn du übergewichtig bist, wirst du immer wieder mit dem Thema Sport und Ernährung konfrontiert. Vielleicht nicht nur von außen. Wie auch ich wirst du in deinem Leben schon eine Menge Diäten gemacht haben. In deinem Kopf ist alles verankert, was „gut“ und „schlecht“ für dich ist. Ich lege dir von ganzem Herzen Dr. Antonie Post (unbezahlte Werbung) ans Herz. Und das ist kein „gut gemeinter“ Diät-Ratschlag. Sie lebt, zelebriert und lehrt die intuitive Ernährung. Das, was wir durch unsere ganzen Grundsätze verlernt haben. Denn kein Kind wird mit einer Essstörung geboren.
Aber wie geht man jetzt mit „gut gemeinten“ Ratschlägen, Kritik, Diet-Talk oder Beleidigungen um?
- Zuerst mal: du darfst auch wütend sein. Es gab einen Eingriff in deine ganz persönliche Zone, es wurde eine Grenze überschritten. Du darfst auch sauer darüber sein. Lasse Gefühle zu, lasse sie nur nicht dein Leben bestimmen.
- Tief durchatmen, wenn nötig entspannen, ’ne Nacht drüber schlafen oder meditieren… was auch immer dir hilft.
- Weggehen: natürlich darfst du dich aus Unterhaltungen ausklinken und sogar Menschen aus deinem Leben aussortieren, die dir schaden.
- Denke vor einer verbalen Reaktion auch über die Seite deines Gegenübers nach. Vielleicht hat die Person ein sehr geringes Selbstwertgefühl und versucht, sich selbst nur besser zu fühlen. Ein weiterer Tritt könnte ihm oder ihr auch schaden und wir wollen uns doch nicht auf diese Ebene runterziehen lassen.
- Dennoch ganz klar: Stellung beziehen!!! Sprecht darüber, dass ihr es nicht duldet, dass andere eure persönlichen Grenzen überschreiten, dass ihr Beleidigungen nicht hinnehmt, dass Diskriminierung in keinem Leben Platz haben sollte, weil es doch einfach nur unsere aller Energie kostet. Da gibt’s auch Besseres mit anzufangen.
- Suche dir Gleichgesinnte. Es kann gut tun, über eigene Erfahrungen zu sprechen. Selbst wenn du dir nur Erfahrungen anderer anhörst, kann dir das helfen zu erkennen, dass du nicht allein bist. Schau mal auf dem Profil von Wenigstens ein hübsches Gesicht vorbei. Dort teilen Menschen anonym ihre Erlebnisse.
Schreibe in dein Selbstliebe-Büchlein Situationen auf, die dir schon passiert sind, in denen du dich angegriffen, diskriminiert oder erniedrigt gefühlt hast. Und notiere dir, wie du darauf hättest reagieren können. Schreibe dir Sätze auf, die du sagen kannst, wenn jemand in deine private Zone kommt und dich maßregelt, beleidigt, diskriminiert…
Aber sei auch mitfühlend mit dir selbst. Wenn du mal nicht schlagfertig reagierst oder super konterst, mach dir keine Vorwürfe. Im Laufe der Zeit lernt man mit den Menschen in seinem Umfeld umzugehen. Was meinst du, wie lange es gedauert hat, bis ich mir meine innere Gelassenheit auch bei Familientreffen erhalten konnte? Und trotzdem passiert es ab und zu, dass mich ein Mensch, ein Kommentar oder ein Erlebnis total aus der Bahn wirft. Das wird immer so sein. Es sollte nicht das Ziel sein, dass dir permanent die Sonne aus dem Arsch scheint. Aber die schönen Tage sollen mehr werden. Bis es so viele sind, dass die schlechten uns nicht ausmachen.
Ich wünsche dir eine wundervolle Woche und hoffe, dass du beim nächsten Artikel wieder dabei bist.