Adventskalender Türchen 7: Ein Keks für mein Glück

Es gibt etwas, das du tun kannst, um andere Menschen in der Weihnachtszeit zu verzaubern und ihnen ein kleines Lächeln zu geben. Du kannst etwas gegen deine Einsamkeit tun, lass das Schicksal laufen und halte stets deine Augen offen, dein Glück liegt genau vor dir. Begib dich auf die Suche danach. Das Leben ändert sich mit jedem Wimpernschlag, in welche Richtungen es geht, ist Bestimmung, manchmal ist ist es hart und schwer, aber wie in diesem Fall haben alle etwas davon und ein kleines Gelächter schallt in den kühlen Winterhimmel hinaus … Nun genug von mir, ich wünsche allen Lesern sehr viel Freude bei meiner Geschichte …

Ein Keks für mein Glück

gemalt und designt von Esmeralda

Ein Teil von mir ist abgeklärt und lebt sein Leben. Ich sehe andere, die Familie haben und einen Mann, ich habe nur mich und meine Arbeit. Die Arbeit macht mir Spaß, aber durch die Überstunden fehlen Freizeit und Privatleben. Ich bin in meinem Leben eigentlich glücklich und doch fehlt mir etwas. Ich bin einsam. Es ist November und langsam wird es richtig ungemütlich draußen. Es ist spät und ich bin auf dem Heimweg, mal wieder knapp 2 Stunden später als gedacht. Es ist kalt und ich laufe eilig nach Hause. Als ich die Haustür aufschließe und meine Jacke, Schuhe, Schal und Mütze ausziehe, gehe ich in die Küche und brühe mir einen duftenden Gewürztee, süße ihn mit Honig und laufe ins Wohnzimmer, um mich vor den Fernseher zu setzen und zu entspannen. Ich decke mich mit einer Wolldecke zu und lasse mich berieseln vom uninteressanten Fernsehprogramm.

Als auf einmal ein Bericht beim Durchschalten auftaucht von einer alten Frau, die für arme Kinder immer Kekse backt, werde ich hellhörig und schaue gebannt auf den Fernseher. Sie backt Lebkuchen und bemalt diese, um sie an Weihnachten an Kinder zu verschenken. Ich schließe die Augen und rieche förmlich den süßen würzigen Duft. Ich lächle und trinke einen großen Schluck von meinem Tee. Denke an meine Kindheit zurück, an meine Großeltern, bei denen ich in den Ferien auf dem Land war. Meine Oma konnte immer göttlich backen und so schwelge ich eine Weile in Gedanken.

Ich gehe ins Bett und schlafe kurz darauf ein. In der Nacht habe ich viele fantasievolle Gedanken, mir geht immer wieder der Beitrag durch den Kopf. Am Morgen ist es draußen verregnet und da Wochenende ist, will ich in den Keller gehen und die Kiste hervorkramen, in der Erinnerungen meiner Großeltern sind. Nach kurzer Zeit sitze ich schon in dem staubigen Raum und ziehe die Kiste aus dem Regal, öffne sie und nehme ein Teil nach dem anderen heraus, als mir ein gerahmtes Bild aus der Hand fällt und auf dem Steinboden zerbricht. Ich greife nach dem Foto und da fällt mir ein Zettel aus der Rückseite des Rahmens. Ich lege das Foto, das meine Großeltern zeigt, beiseite und entfalte das Papier. Was ich dann sehe, ist unglaublich: dort offenbart sich mir ein Lebkuchenrezept. Eilig räume ich die Kiste ein, fege die Scherben zusammen, nehme das Rezept und das Foto mit nach oben.

Ich setze mich an den Küchentisch und lese mir das mit Hand geschriebene Rezept genau durch. Ich frage mich, warum es in dem Bilderrahmen versteckt war und bin wie verzaubert von meiner Idee, es nachzubacken. Die Buchstaben alle zu entziffern fällt doch schwer, weil die Handschrift nicht klar erkennbar ist, aber ich schaffe es, alles zu deuten und mache mir prompt einen Einkaufszettel, will es doch versuchen.

Im Supermarkt kaufe ich alles ein und eile nach Hause. Dann beginne ich den Teig zu machen, koche den Sirup und dann vermische ich alles mit dem Mehl. Anschließend wird der Teig geknetet und in Frischhaltefolie gewickelt. Ich freue mich auf morgen, wenn dann die ersten Lebkuchen gebacken werden. Im Keller krame ich in der Kiste und nehme alte Ausstechformen mit nach oben. Ich reinige sie und bin wie verzaubert. In meinem Herzen ist so viel Freude und Wärme, dass es morgen bestimmt gut wird beim Backen.

Am Folgetag nehme ich den Teig heraus und rolle ihn aus, steche ihn aus und lege ihn vorsichtig auf das Blech. Als die Lebkuchen im Ofen sind, durchzieht langsam ein lieblicher Duft meine ganze Wohnung. Ich träume mich in meine Kindheit zurück, als ich das erste Blech aus dem Ofen hole und auf ein Brett stelle, dann kommt das nächste Blech in den Ofen. Alles läuft wie von selbst. Mein Herz klopft mir aus dem Hals, als ich die Zuckerglasur anrühre und auf das abgekühlte Lebkuchen-Männchen verteile. Ich koche mir einen Kakao und mache es mir auf dem Sofa mit einem Keks-Männchen gemütlich. Es ist spät am Abend, als ich genüsslich in das Gebäck beiße und die Gewürze und der Zucker sich in meinem Mund ausbreiten. Mein ganzer Körper ist erfüllt von so viel Glück … Ich beschließe, mein Glück am Folgetag mit meinen Nachbarn im Haus zu teilen.

Ich wohne schon seit 3 Jahren hier, aber man sieht die anderen sehr selten im Haus und wenn, dann sind alle kurz angebunden. Als ich am Morgen aufstehe und mich zurecht gemacht habe, verpacke ich die Lebkuchen in einzelne Tüten und nach kurzer Zeit klingele ich schon an den ersten Türen. Ich blicke in so viele erstaunte Gesichter, die sich sehr freuen und verschenke die anderen Lebkuchen dann auch noch. Ich habe so viel Glück in meinem Herzen, als ich wieder zurück in meiner leeren Wohnung bin und auf mein Sofa sinke.

Die Zeit vergeht. Ich habe so viele nette Menschen im Haus kennengelernt und im Dezember habe ich nochmal Lebkuchen gebacken und dann,, an Weihnachten, wo ich sonst immer allein zu Hause saß, klingelte es an meiner Tür und einige Nachbarn mit ihren Kindern, Partnern und das Rentnerehepaar von unten im Haus stehen mit Getränken und Essen da und sagen, dass niemand allein sein soll an Weihnachten. Wir feiern den ganzen Abend und unsere Gespräche hallen weit auf die Straße.

Das ist es was ihr mir sagen wolltet, oder, Oma und Opa? Das habe ich nun verstanden: Glück vermehrt sich, wenn man es teilt. Oma, ich danke dir für das Rezept, endlich bin ich nicht mehr allein. Mein Leben ist bunt geworden, so wie deine Lebkuchen-Figuren. Das Leben ist schön!

Esmeralda
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