Elfengleich erstrahlt
der zartweiße Doldenstern –
Bärlauchblütenzeit
Die Frühlingssonne lockt mich nach draußen. Ich sehne mich nach frischem Grün, nach lauer Luft und glitzerndem Wasser. Der heimische Auwald, der seit März mit einem enormen Bärlauchaufkommen aufwartet, ruft mich. Was sich vor zwei Monaten noch als zartes Blattwerk zögerlich aus dem Boden schob, erstrahlt jetzt allmählich in seiner Hochform: ein Teppich aus kugelförmigen, filigranen Blüten erstreckt sich kilometerweit innerhalb des „grünen Rings“ um die Stadt herum.
Man kann es kaum glauben, wenn man es selbst noch nicht gesehen hat. Bärlauch kannte ich bis vor drei Jahren nur aus dem Supermarkt; dort, wo ich ursprünglich herkomme, wächst das Pflänzlein schlichtweg nicht in freier Natur. Und auch wenn man dem Geschmack des doch recht herben Gewächses nichts abgewinnen kann, so stellt es doch zumindest einen
Augenschmaus dar: kleine Feenlampen, die hell in der Abenddämmerung leuchten… (zumindest eine Blüte muss man aber probieren, um sich einen Eindruck davon verschafft zu haben, womit man es hier zu tun hat! 😉 Und wem die zwiebelige Note gefällt, der pflückt sich gleich ein Sträußchen für den Salat).
Vor zwei Jahren entdeckte ich durch Zufall eine ganz besonders faszinierende Stelle am Fluss, wo das Wasser sanft mit dem Sonnenlicht spielt und das Ufer von knorrigen Bäumen gesäumt ist. Dort reicht der weiß-grüne Bärlauchteppich bis an das Flussufer heran. Für mich ein kleines Paradies inmitten der Großstadt. Ich war gefangen von der Schönheit des Ortes und weiß nicht, wie oft in meiner Vorstellung ich schon zu diesem Fleckchen Natur zurückgereist bin, um dort die Gedanken schweifen zu lassen und den Zauber des Frühlings zu genießen.
Nach solchen Ausflügen weiß ich dann wieder ganz genau, wie wertvoll die Natur für uns ist und wie ausgeglichen und erstarkt ich mich nach einem ausgiebigen Spaziergang im wilden Grün fühle. Das war nicht immer so: als Dorfkind war die Natur für mich quasi selbstverständlich. Erst seit ich in der Großstadt lebe, fällt mir auf, wie sehr mir manche Dinge fehlen und wie wichtig solche Rückzugsmöglichkeiten in der Natur fernab vom Trubel der Stadt eigentlich sind.
Ich habe dabei außerdem gelernt, Wertschätzung gegenüber den scheinbar unscheinbaren Dingen zu entwickeln und je mehr ich bereit war, die Dinge genau zu betrachten – ganz gleich wie unspektakulär oder armselig sie auf den ersten Blick sind – desto mehr Pflanzen und Tiere haben sich mir plötzlich offenbart. Das war eine richtige Entwicklung, ich musste das Sehen quasi neu lernen.
Ich möchte euch dazu aufrufen, nach draußen zu gehen, euch auf die Suche zu machen, euer eigenes kleines Fleckchen Paradies zu finden. Verlasst vorgegebene Pfade, kommt vom Weg ab, stürzt euch hinein in die Wildnis und begebt euch auf Entdeckertour. Auch (oder gerade!) wenn ihr in der Stadt lebt. Vielleicht ist eure ganz persönliche Oase ja näher, als ihr denkt…
Hallo Anmara,
deinen Beitrag hast du sehr schön geschrieben.
Ich liebe Bärlauch , aber leider wächst er auch hier in unserer Gegend nicht , vielleicht werde ich versuchen ihn selbst anzupflanzen.
Und das Stöbern in der freien Natur ist auch mein Ding, es gibt so viel zu sehen , es ist einfach schön was die Natur alles so bietet , wenn man nur die Augen aufhält und aufmerksam ist.
Hallo Chaya,
hab ganz lieben Dank für deinen netten Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut. 🙂 Schön, dass du auch gerne auf Entdeckertour in der Natur gehst. Ich denke oft, dass viel mehr Menschen sich auf solche Erfahrungen einlassen müssten, damit sie sich nicht mehr so fremd und deplatziert in der Natur fühlen. Man kann so viel daraus mitnehmen, wenn man offen dafür ist. Liebe Grüße!