Liebe LeserInnen, in unserer neuen Beitragsreihe „Aus dem Besenschrank kommen – Outing als Hexe“ möchten wir einige unserer Mitglieder darüber zu Wort kommen lassen, wie sie mit ihrer Identität als Hexe/Heide in der Öffentlichkeit umgehen. Wer sich bereits aus dem Besenschrank getraut hat und wer sich aus welchen Gründen lieber versteckt hält, werdet ihr hier nach und nach erfahren.
Ich bin nicht offiziell geoutet und ich lege darauf auch keinen Wert. Die Beschäftigung mit Magie gehört inzwischen zu mir, aber ich muss nicht jedem auf die Nase binden, was ich in meiner Freizeit so treibe. Wer mich in meiner Wohnung besuchen kommt, der wird sich bald denken können, womit er es zu tun hat. Mein Bücherregal besteht zur Hälfte aus esoterischer Literatur, in der Wohnzimmerecke steht der immer unübersehbar dekorierte Altar, im Flur hängen kleine Pentagramme neben Papier-Fledermäusen. Am Anfang habe ich noch Bücher versteckt, wenn langjährige Bekannte vorbeigekommen sind, weil mir manche Titel irgendwie unangenehm waren oder zu reißerisch erschienen.
Letztens war meine ziemlich christliche Schwiegermutter in spe zu Besuch, davor habe ich mir wochenlang Gedanken gemacht, ob ich meine Bücher wegräumen soll oder nicht. Auch aus dem Grund, da meine 15-jährige Schwägerin mit von der Partie war und ich Angst hatte, als schlechter Einfluss für meinen Freund und seine jüngere Schwester abgestempelt zu werden. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, weil ich ungerne meine Interessen innerhalb meiner eigenen Wohnung verstecken möchte und wir uns schon einige Jahre lang gut kennen. Im Zweifelsfall hätten wir eben ein klärendes Gespräch führen müssen.
Angesprochen wurde ich dann aber wider Erwarten nicht.
Übrigens auch nicht von irgendjemandem aus meinem Freundeskreis, der zu einem Großteil aus ebenfalls lesefreudigen Menschen besteht – man guckt sich in fremden Bücherregalen ja eigentlich doch mal um… aber das ist okay für mich. Jeder muss da seinen eigenen Zugang finden und wenn der nicht gegeben ist, helfen kein Zwang und kein Missionieren. Es ist mein privates Vergnügen und das muss ich nicht zwangsläufig mit anderen teilen.
Ich gehe recht offen mit dem Thema um – aber ich brüste mich nicht damit. Denn es ist trotzdem etwas ziemlich Intimes für mich, über meine konkreten Ansichten und meine Praxis zu reden und ich mag es nicht besonders gerne, von Außenstehenden in Diskussionen darüber verwickelt zu werden, wenn mein Gesprächspartner ohnehin schon eine vorgefertigte und verurteilende Meinung hat. Deswegen würde ich auch nie direkt Sätze sagen wie „Ich bin eine Hexe“ oder „Ich interessiere mich für Magie“. Ich würde diese Themen jedoch immer verteidigen oder darüber aufklären, wenn halbgares Wissen aufgetischt wird. Und dann kann jeder selbst entscheiden, was für eine Rolle ich für ihn spiele oder wo er mich einordnet.
Meine Eltern wissen es mehr oder weniger und sind für viele Themen aus dem Bereich offen, vor allem meine Mutter, die damals der Auslöser für mein Interesse an Esoterik war. Wir tauschen regelmäßig Bücher aus oder sprechen auch mal über das eine oder andere Thema. Aber auch hier bleibt das, was offensichtlich ist, unausgesprochen – wieso muss ich Dinge, die selbstverständlich sind, in starre Worthülsen pressen, die im schlimmsten Fall noch zu Missverständnissen führen?
Im Alltag trage ich meistens auch keinen spirituellen Schmuck, der Rückschlüsse liefern könnte. Ich besitze tatsächlich kaum welchen. Mit dem Pentagramm konnte ich mich lange Zeit auch nicht anfreunden, da es mir unsympathisch war und das, obwohl ich eine Grufti-Vergangenheit habe und gerade in der schwarzen Szene das Kokettieren mit Symbolen ja schon fast zum guten Ton gehört. Ein kleiner schmückender Hinweis in die Richtung darf es meinetwegen schon sein, wenn er nicht aus dem Rahmen fällt. Ich merke auch, dass ich mit den Jahren deutlich konservativer geworden bin und Mitmenschen ganz intuitiv aufgrund ihres Äußeren einzuordnen versuche. Ich weiß, wie leicht vorschnell geurteilt wird, möchte daher nicht, dass mich ein unbedacht gewähltes Symbol in meiner Kompetenz abwertet.
Man merkt schon, bei mir ist Geheimniskrämerei angesagt, aber ich würde es im Moment auch gar nicht anders haben wollen.
Liebe Anmara,
ich muß gestehen das ich mein Interesse für den “ Hexenkram“, auch immer noch für mich behalte. Bis auf ein paar Eingeweihte innerhalb der Familie weis niemand davon , auch aus meinem Freundeskreis nicht . Mein Freund nimmt das ganze gelassen da er früher selber in der Ghotic Szene unterwegs war. Meiner Mama habe ich vor 2-3 Jahre erzählt das ich mich für Kräuterheilkunde und Tarotkarten interessiere, sie selber war schon immer sehr Naturverbunden und hat auch das eine oder andere Pflänzchen als Heilmittel eingesetzt , hat verschieden Bücher über Pflanzenheilkunde besessen, und ich weis das es in ihrer Verwandschaft auch eine Frau gab ( ich glaube es war eine Cousine meiner Mutter ) die sich mit Karten legen, Hand lesen beschäftigte und weil sie von Natur aus Pechschwarzes Haar hatte , wurde sie nur die “ schwarze Martha“ genannt.
Es gibt meiner Meinung nach doch recht viele Meschen die dem Thema gegenüber sehr offen sind , wenn man allein die vielen “ Interessenten“, sieht die sich in Hexenforen , oder Hexengruppen ( Facebook) rumtreiben . Doch es gibt natürlich auch die Menschen , die einen belächeln , doch vielleicht aus Unwissenheit , vielleicht sogar Angst.
Leider gibt es ja immer noch in vielen Ländern ( zb. Afrika ) die Hexenjagd und Hexenmorde.
Ich sehe das so wie du , ich werde es zwar nicht jedem auf die Nase binden , aber verstecken werde ich mich auch nicht , ich stehe zu dem was ich tu und es bleibt jedem frei damit umzugehen wie er möchte .
Und ich finde es super das es soviele Gleichgesinnte gibt.
Hallo Chaya,
Danke für deinen kleinen Erfahrungsbericht! 🙂
Ich finde es immer sehr spannend zu lesen, wie andere Menschen mit dem Thema umgehen. Und ja, ich glaube auch, dass viele Leute zumindest sehr neugierig auf das Thema sind – das Interesse ist definitiv vorhanden. Ich denke, dass sich innerhalb der nächsten Jahre auch noch ein bisschen was tun könnte, was die Verbreitung von Hexen- und Heidentum in Deutschland angeht. In den Zeiten von religiösem Fanatismus auf der einen und Orientierungslosigkeit in Anbetracht der endlosen Möglichkeiten auf der anderen Seite wirken diese Strömungen wie Balsam für die Seele – weil Rückbesinnung auf die Natur und Self-Empowerment ganz groß geschrieben werden…
Ich bin dankbar, dass wir in einem Land leben, dass uns zu einem großen Teil Religionsfreiheit zugesteht.