Wir befinden uns in Norditalien etwa auf halber Höhe des Comersees auf einem Berg namens Monte Calbiga.
Er befindet sich auf 1698 Metern Höhe und ist der zweithöchste Berg in unserer Umgebung.
Der Monte Calbiga ist ein sehr beliebter Ort für Wanderer und Trekking und man kann ihn sowohl mit dem Auto als auch mit einer Seilbahn erreichen.
Für viele Besucher ist er einfach ein Ort mit schöner Aussicht, für Aktivitäten und zum Einkehren in einen Gastronomiebetrieb mit typischen Gerichten der Region; außerdem besteht auch die Möglichkeit, vor Ort Käse von den freilaufenden Kühen und Ziegen zu erwerben.
Doch der Monte Calbica hat auch seine eigene Geschichte.
Wenn bis zum Einkehrort alles farbenfroh und lebendig wirkt, so ändert sich am Ausgang die Realität .
Schon am Ausgang stehen eine alte Kanone und italienische Fahne und wir befinden uns nun im Gebiet der Trecci di Monte Calbiga, was soviel wie „Gräben“ bedeutet.
Dieser Teil des Berges ist fast ganz oben am Gipfel , es gibt kaum noch freilaufende Tiere oder wilde Blumen hier.
Ganz im Gegenteil – es gibt nur Steine, Erde und Gräser.
Wir befinden uns im Gebiet der geheimen Gräben des ersten Weltkriegs.
Es ist ein Ort, wo ich ganz besonders Energien wahrnehme und wo einst Mut, Glauben, Hoffnung, Bangen, Leben und Sterben vertreten war.
Es ist dort selbst im Sommer recht kühl und der Winter war dort sicher sehr hart in den Gräben aus Stein unter der Erde.
Doch es ist auch ein Ort der Wende. Hier begegnen sich heute Zukunft und Vergangenheit, Geschichte und die Geschichte, die wir gerade schreiben.
Der Ort hat eine Nachricht an uns: uns bewusst zu machen, wie sinnlos Kriege sind und das es keine Gewinner gibt.
Am Ende des Weges stoßen wir auf einen herrlichen Aussichtspunkt über den Comersee, seine Berge und auch die Schweizer Berge.
Dort ist es sehr einfach gehalten; neben einer schönen Aussicht gibt es nur ein Kreuz, das als ein schlichtes Denkmal auf Steine gebaut wurde.
Es war früher ein Ort des Betens und natürlich auch ein Ort, von dem aus man den Feind sehen konnte.
Heute werden hier noch 2 mal im Jahr Messen zur Erinnerung abgehalten.
Beschreibung der Gräben
Die Trecce-Gräben wurden aus Stein gebaut, sind mindestens 2 Meter hoch und zickzack-förmig.
Ein gerades Stück durfte nie länger als 10 Meter sein. Es ging dabei um eine Taktik, die so viele Überlebende wie möglich gewährleisten sollte.
Man kalkulierte so, dass wenn ein Teil getroffen wurde, sich Schaden und Verlust nur auf das Stück begrenzen, da das Zickzack-Verfahren so eine Unterbrechung des Weges garantierte.
Beim genaueren Betrachten der Bilder kann man nur erahnen, mit welcher harten Arbeit, Hoffnung und Überlebenswillen diese Gräben entstanden sind, denn damals gab es keine Maschinen, sondern nur Kraft und Einsatz.
Ich liebe diesen traurigen Ort.
Er steht für unser Erbe und unsere traurige Geschichte und symbolisiert einen Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft aufeinander treffen.
Ein Ort, der außer zum Spazieren auch zum Nachdenken anregt, der seine Geschichte erzählt und uns etwas lehren will.