Crowleys Irrtümer: die Rauschmittel

Was Crowley vielleicht auch noch nicht in der Form wusste oder nicht wahr haben wollte, ist, dass wir materiellen Menschen mit keiner Kombination Drogen und/oder Meditation über die Astralebene hinaus kommen können. Selbst nach dem Tod halten es die führenden theosophischen Wissenschaftler für gegeben, dass die drei Tage Totenruhe nur in der Astralebene stattfinden. In dieser Zeit kann der Verstorbene sein Leben Revue passieren lassen und soll die Vorbereitungen für den Übertritt in die Weite des ewigen Lichtes treffen können. Das impliziert auch den Grund, warum diese Zeit Ruhe heißt und sein soll. Der Verstorbene kann in dieser Zeit immer noch von der Erde aus gestört werden, speziell wenn der Körper gekühlt wird.

Es blieb also für Crowley immer bei dem unerfüllten Wunsch, mindestens die emotionale Ebene zu erreichen, ganz zu schweigen von der spirituellen Ebene. Die Wichtigkeit für Magier, diese weiteren Ebenen zu erreichen, liegt im Gesetz der Kontrolle. Die jeweils nächsthöhere Ebene bedingt die Ausführungen in der unteren Ebene vorzugeben. Daraus leiten die Geheimbünde nicht selten die Befehlsgewalt nach unten ab. Um nun eine größere magische Macht zu erlangen, ist es somit von großer Bedeutung, in eine oder sogar beide weitere Ebenen aufsteigen zu können.
Den Ebenen sind klare Funktionen zugeordnet. Wir leben im Hier und Jetzt, also der untersten Stufe, der bewussten Ebene. Darüber ist mit der Astralebene die Persönlichkeitsebene mit der Hauptfrage „Warum ich und warum ausgerechnet jetzt?“.

Die emotionale Ebene stammt als Wort Emotion aus dem Lateinischen übernommen von ex-motio, der Ausdruck für unsere Befindlichkeit. Was so viel wie „Heraus-Bewegung“ heißt. Sie entspricht der Wahrnehmungsebene mit den Fragen: „Wie oder was wirkt auf mich ein?“, „Wie sind die Auswirkungen auf mich?“ Es ist aber auch die Ebene der (modellhaft betrachtet) Sitz der Gefühle. Dazu gehören sowohl grundlegende Gefühle, wie Liebe, Freude, Trauer, Angst, Wut, Schmerz, Ekel und Neugierde, als auch Gefühle, die aus mindestens zwei Grundgefühlen
zusammengesetzt sind. Hier sind vor alle Neid, Missgunst, Eifersucht, Schadenfreude usw. zu nennen. Bei den Mischgefühlen kommen die Komponenten „Das gefällt mir“ und „Wenn ein anderer Mensch so etwas hat, warum nicht ich oder zu mindestens ich auch?“ zum Tragen.

In diesen Kombinationen müssen Gefühle absolut nicht heftig sein. Die Gefühle können auch ganz zart auftreten und sehr feine Abstufungen haben. In dieser Form können wir unserem Unterbewusstsein wie beim Manifestieren über unsere Gefühle den Weg vorgeben, den wir bewusst nicht beschreiten können. Ein gesunder Umgang mit Gefühlen zeichnet sich dadurch aus, dass man die eigenen Gefühle sowie auch die der anderen Menschen wahrnehmen und annehmen kann. Dieses Annehmen soll sich nicht darin ausdrücken, dass man sie dramatisiert, vor ihnen wegläuft oder sie bekämpft.
Letztlich die spirituelle Ebene mit den Fragen nach dem Sinn: “Warum ausgerechnet ich, was bedeutet das für mich?“ Auf dieser Ebene befindet sich alles, was aus dem Bewusstsein dem Leben übergeordnet ist. Alle unsere übergeordneten Werte und Überzeugungen haben auf dieser Ebene ihren Platz. Auch das, was unserem Leben als unserer Existenz Sinn verleiht, ist dieser Ebene zugeordnet.
Das spirituelle Bewusstsein wird als transpersonal bezeichnet. Das heißt, dass auf dieser Ebene alles zusammenläuft, was über das rein Persönliche hinaus geht. In dieser Ebene sehen wir uns als Teil eines größeren Ganzen, eines Universums. Falls sich Menschen einer größeren Kraft oder Macht bewusst sind, die größer ist als sie selbst oder sich am Göttlichen orientieren, dann geschieht das auf dieser Ebene

Ein gesunder Umgang mit dem spirituellen Bewusstsein bedeutet, sich Zeit für Gebet, Meditation oder Übungen im Geschehenlassen und Nach-innen-Sinken zu nehmen. Wenn dies gelingt, entwickeln wir unsere Intuition, eine Qualität, die mit dem Verstand nicht zu erklären ist und die uns in Kontakt mit unserem tiefsten Kern und unserer tiefsten Wahrheit bringt. Das ist keine Frage des Glaubens. Es ist vielmehr eine Frage des Sich-Öffnens für Erfahrungen, die auf den anderen Ebenen nicht möglich sind. Auf dieser Ebene laufen alle spirituellen Fragen eines Menschen zusammen und wir haben die Möglichkeit, uns mit den Fragen auseinanderzusetzen oder uns keine Zeit dafür zu nehmen, ein Leiden der heutigen Zeit.

Als Anmerkung dazu bin ich überzeugt, wenn wir den Eingriff des Menschen in die höheren Ebenen betrachten und ihm Hoheitsgewalt geben könnten, so muss die Schöpfung diese Sperre absichtlich vorgesehen haben, da die Menschheit, mit dieser Macht ausgestattet, sicher schon lange ausgerottet wäre.
Mit Drogen können wir bei einem Schwellwert mit weiterer Steigerung des Rauschbildes nur den Zustand der Bewusstlosigkeit erreichen und mit Meditation können Menschen auch nur die Astralebene erreichen, sogar die größten und besten asiatischen Meister eingeschlossen. Diese Versuche, weitere Ebenen zu erreichen, waren schon immer und bleiben es mit sehr hoher Sicherheit auch zum Scheitern verurteilt. Was ich bei Crowley in seinen Vorstellungen gesehen habe, ist der Wunsch, die oben von der spirituellen Ebene beschriebenen Lebensumstände zu initiieren und jederzeit auszulösen. Dies ist allerdings auch nur dem Verhalten des Einzelindividuums vorbehalten.

Aus meiner Erfahrung kann das auch die moderne psychiatrisch fundierte Gehirnwäsche nicht schaffen. Damit kann man nur Abhängigkeiten erzeugen, übrigens auch mit Voodoo ist es gleich. Crowley sieht sich, oder besser wünscht sich, in der Beschäftigung mit Magie und Drogen im Stande zu sein, jene Droge zu finden, die es ermöglicht, den Schleier vor den spirituellen Dingen zu lüften und damit in eine den Menschen verborgene Welt eindringen zu können. Diese Gedanken wirken auf mich wie die Flugsalben, deren Ergebnis auch nur in Form von Halluzinationen entstanden sind, bei Crowley waren es die Wünsch an diverse Drogen.

Was Crowley in seiner Biographie nicht sichtbar gemacht hat, aber ein Weg sein wird, ist der Sektor der Realität. Diese Theorie besagt, dass wir nur einen Teil der Realität erkennen können, da alles viel zu viel wäre. Welchen Teil wir wahrnehmen können, können wir mit unseren Gedanken und Gefühlen bestimmen. Welchen Sektor wir wahrnehmen, ist jedem Menschen, auch jenen, die sich die Zusammenhänge nicht vorstellen können, überlassen. Es gibt Menschen, die wenig materiellen Reichtum haben, aber glücklich sind oder jene, die vor Gier im materiellen Reichtum ersticken, ohne jemals zufrieden oder glücklich zu sein. Diesen Weg sehe ich bei Crowley sehr deutlich. Er hatte magisch viel erreicht, weit mehr als die meisten Zeitgenossen. Dennoch war er eigentlich ruhelos auf der Suche nach dem „MEHR“. Mit der Suche nach diesem fiktiven „MEHR“ hat er seine Realität, bestimmt aber auch ihren Boden verlassen. Was für Crowley erheblich schwerer war als die Reise auf dem Besen einer Hexe, ist der spirituelle Bereich seiner Wünsche, der weit weniger real greifbar ist als die halluzinierte Reisen der Hexen, die eigentlich ihre Halluzinationen als ihr reales Erlebnis für andere Menschen verständlich erzählen konnten.

Crowley versuchte an sich und Bekannten den Erfolg mit Drogenkonsum, anfangs mit Haschisch, Kokain und schließlich auch mit Opium, zu testen sowie später zu belegen. Mit jedem Rausch hatte er sicher gehofft, aus einer höheren Bewusstseinsebene zurückzukommen und damit Erlebnisse berichten zu können, die seinen Genossen verborgen geblieben sind. Was ihn dazu angeregt haben könnte, sind Berichte über Schamanen der Geschichte, die vor dem Bekanntwerden der Meditation ebenfalls mit Drogen verschiedenster Art und auch regional unterschiedlich den Weg in die Astralebene gegangen sind. Eines der bekanntesten Beispiele ist für viele Wissenschaftler die Friedenspfeife der amerikanischen Häuptlinge, die zugleich Schamanen und Stammesführer waren. Hier gibt es medizinisch fundierte Berichte, dass Schamanen Drogen in Dosierungen zu sich genommen haben, die für einen heute zivilisierten Menschen sofort tödlich wären. Wie weit die Schamanen die Gliederung in die drei höheren Bewusstseinsebenen kannten, konnte ich nicht finden, aber es erscheint mir sehr wahrscheinlich. Was die Schamanen von Crowley unterscheiden dürfte, ist, dass sie mit dem Erreichen zufrieden waren und Crowley immer weiter gesucht hat. Hierzu denke ich, dass die Akzeptanz der gegebenen Möglichkeiten und die Zufriedenheit mit dem Erreichten der Schlüssel zum Erfolg der meisten Schamanen geführt hat. Die Kritik an dem Erreichten und die ewige Unzufriedenheit mit dem Erreichen wird wohl letztlich auch der Grund für Crowleys Scheitern gewesen sein.


Diese Zeit war auch mit exzessiven, sexuellen Neigungen geladen, trotzdem er von Frauen wenig bis gar nichts hielt. Immerhin dürfte er homosexuell orientiert gewesen sein. So ist ein Satz von ihm zu lesen, der durchaus authentisch sein könnte und in etwa so gelautet haben kann:
„Am besten sollten sie (die Frauen) zur Hintertür angeliefert werden, wie die Frühstücksmilch“.

Wenn man seine Einstellung zur geistigen Freiheit kennt, mag der Satz doch eher verwunderlich klingen. Allerdings kann es sein, dass er in seinem Drogen-gestützten Wahn Frauen zum spirituellen Gruppensex als Inventar gesehen haben mag. Dazu kommt ein Mutterbild, wie es schlechter kaum möglich sein kann. Aus meiner Erfahrung neigen Magier auch noch sehr zum übertriebenen Ego, ohne sich um eine Begrenzung ihrer Vorstellungen zu kümmern. Das zeigt auch Crowleys Biographie.
Auch war der damalige Zeitgeist mit einem minderwertigen Frauenbild eher unterstützend. Kriegsbedingt gab es im dritten Reich beispielsweise Orden für vielgebärende Frauen. Immerhin machten sich die kriegsführenden Machthaber Sorgen um genügend Soldaten und somit auch um Nachwuchs. Dass es dabei um Produktion und sicher weniger Menschlichkeit ging, versteht sich wohl von selbst.

Crowley soll Exkremente und Geschlechtsflüssigkeiten zum sakralen Verzehr eingesetzt haben. Mit diesen Ritualen soll es einem Magier möglich geworden sein, sich dem Kosmos zu unterwerfen und seinen Willen mit einer Schrankenfreiheit umsetzen zu können, die anders, nach seiner zeitlich doch sehr kurzen Meinung, nicht erreichbar wäre.
Auch diesen Weg musste er, als gescheitert erkannt, verlassen. Ob und inwiefern es überhaupt zu derart spirituellen Handlungen in diesem Zusammenhang gekommen sein kann, bleibt sicher offen, da die Berichte von Betroffenen auf Grund der Übererregung kaum brauchbar sein werden. Außerdem kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass Beteiligte die Spiritualität in diesem Zusammenhang nur vorgegeben haben und somit das Interesse nur an der Rotlichttätigkeit orientiert war. Damit nehme ich an, ist die gesamte Spiritualität, sei sie auch noch so überzeugt vorgenommen, hinfällig. Diese Praktiken erinnern mich an das psychosomatisch gestörte Bild eines Klassenkameraden, der, nachdem er Jus, Medizin und Psychologie studiert hat, übrigens alles mit Doktor-Abschluss, letztlich Steuerberater wurde, eine solide Existenz errichtet hat, verheiratet war, zwei Kinder und ein stattliches Haus im Salzburger Nobelviertel hatte. Letzten Endes ist er übergeschnappt. Dieses Schicksal scheinen doch einige hochbegabte Menschen erleben zu müssen.
Er wurde Mitglied einer asozialen Gruppe und endete als Alkoholiker auf der Straße. Jahrelang wurde er bei allen Demos in unserer Heimatstadt verhaftet und seine Frau hat ihn gerichtlich in einen Kellerraum seines eigenen Hauses einquartieren lassen, wo er auch keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern haben durfte. Schlussendlich habe ich ihn in diesem Dilemma wieder getroffen, da ich seine Mutter im Altersheim betreut habe. Sie hat er regelmäßig besucht
um ihr das Mittagessen abzuknüpfen, damit er selber gelegentlich ein warmes Essen haben konnte. Nach dem Tod der Mutter habe ich ihn wieder aus den Augen verloren.

Dieses Phänomen, dass Hochbegabte durch das sogenannte Überschnappen auf den Boden der Realität zurückkommen, ist offensichtlich ein Erlebnis, mit dem sich Crowley erfolglos immer wieder beschäftigen musste. So auch, nachdem Crowley das Scheitern aller Aktivitäten in den oben beschriebenen Richtungen erkannt haben dürfte und er als passionierter Bergsteiger in den Bereich des Himalaya gezogen sein soll. Dorthin nahm er seine aktuelle Frau und auch wieder käufliche Begleitungen mit. Diesen Ausflug dürfte er gemacht haben, um seinen Frust zu vergessen. So glaubte der damals 30-jährige Crowley, zumindest sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Mit Frau und inzwischen Kind führte ihn seine Reise anschließend nach China, wo er seine Frau mit dem Kind alleine stehen ließ und nach New York ging. In Amerika starb in seinem Beisein seine erste Tochter, doch Crowley fand keinen Weg zur Trauer.

Nachdem er mit seiner Frau Rose wieder in England war, kam seine zweite Tochter zur Welt.
Crowley selber hatte zu dieser Zeit wieder einen Orden gegründet. Der Zustrom der Neulinge erfolgte in reichlichem Ausmaß, da sich seine Erfahrung auf dem Gebiet des Gruppensex und (wohl eher nebenbei) jener der magischen Rituale herumgesprochen haben dürfte. Seine
Anhänger unterhielt er mit Drogen, obwohl seine Frau bereits als Alkoholikerin abgestürzt war. Sie musste 1909 in psychiatrische Behandlung gehen, diese Behandlung sollte sie grundsätzlich bis zu ihrem Tod nicht mehr verlassen. Dennoch lebte Crowley seinen Weg unbeeindruckt weiter, als sei alles um ihn völlig normal.
Crowley zeigte sich nicht im Geringsten irritiert und begann, mit Heroin zu experimentieren. Vom Heroin versprach er sich den langersehnten Durchbruch. Mit einer neuen Frau, auch als Assistentin an seiner Seite, bereiste er in der Manier eines Popstars ganz Europa. Sein fragwürdiger Ruf eilte ihm immer einen Schritt voraus, was ihm interessanterweise einen breiten Zulauf sicherte. Unter den bekannten Persönlichkeiten seiner Bewunderer waren keine geringeren als John Lennon oder David Bowie.

Nach der Beschreibung dieses explizit exzessiven Lebensabschnittes wirkt Crowley trotz seiner sicher bedeutenden Rolle als Magier und Autor, dessen Werke heute noch Meilensteine sind, weniger als Satanist und eher als krank, zumindest suchtkrank.
Crowley hat mit den Versuchen mit Rauschmitteln und berauschenden Zuständen nicht viel Anderes gemacht als viele Ärzte bei der Erforschung der Schmerzfreiheit vor ihm. Bei Crowley sehe ich das Entgleisen der Feste und das zunehmend abstoßende Verhalten eher als einen Bedarf für eine psychische Hilfe an. Allerdings wurden derartige Hilfeschreie erst ein halbes Jahrhundert nach ihm verstanden und behandelt.


Quellen und weiterführende Links

https://wiki.yoga-vidya.de/Aleister_Crowley (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Werke_von_Aleister_Crowley (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://anthrowiki.at/Aleister_Crowley (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://anthrowiki.at/Ordo_Templi_Orientis (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://anthrowiki.at/Hermetic_Order_of_the_Golden_Dawn (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://de.wikipedia.org/wiki/Crowley_Thoth_Tarot (12.07.21, 22:43 Uhr)
https://tarot.de/tarotdecks/crowley-thoth-tarot/ (12.07.21, 22:44 Uhr)
https://wiki.yoga-vidya.de/Aleister_Crowley (12.07.21, 22:44 Uhr)
https://de.wikipedia.org/wiki/Crowley_Thoth_Tarot (12.07.21, 22:44 Uhr)

Beitrag von Lumnettahexe Hexe Anahid
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