Fackelwanderung auf den Traumpfaden~Ein bunter Streifzug durch die Nacht

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Traumpfade, der schönsten Wanderwege an Rhein, Mosel und in der Eifel, haben sich die Rhein-Mosel-Eifel Touristik mit den jeweiligen Kommunen und anderen Veranstaltern zusammengeschlossen, um ein buntes und vielfältiges Programm für Jung und Alt auf die Beine zu stellen. Mehr als 130 geführte Spezialwanderungen und Specials sind so zusammengekommen.

Wir, Violet und ich, haben uns eins dieser Specials ausgesucht und da wir beide bekennende Nachteulen sind, hörte sich die beleuchtete Tour rund um den Gänsehalsturm ideal für uns an.

Die Tour startete am Parkplatz Schweinsberg in Bell unweit vom Kloster Maria Laach in der Eifel. Die Anmeldezahlen lagen weit über 80 Personen, sodass zwei Gruppen laufen mussten. Als wir ankamen, war gerade die erste Truppe weg, weshalb wir noch ein wenig warten mussten und erst gegen halb neun unseren Streifzug starteten. Fackeln waren genug vorhanden, wir hatten also noch welche im Vorrat, da die Tour 120 Minuten dauern sollte, die Fackeln aber laut Herstellerangaben nur 110 Minuten leuchten würden. Die Tour sollte drei Kilometer lang sein, so die Website, wir waren also gespannt. Mit Getränken wie Mineralwasser und Apfelschorle wurden wir auch noch versorgt, mit dem Versprechen, dass es oben noch Nachschub gäbe.

Violet und ich am Start

 

Der Anfang führte uns einige Treppen hinab und über Brücken, wir waren direkt hinter dem Wanderführer und er schwärmte davon, den Pfad unbedingt mal im Hellen zu beschreiten. Aber nach kurzer Zeit stieg der Pfad an – und zwar beachtlich.

Unser Wanderführer machte uns zwischendurch immer wieder auf bunt bemalte und schön gestaltete Vogelhäuschen aufmerksam, ein Projekt des Kindergartens von Bell, er selbst habe sie alle aufgehängt. Wir waren lange unterwegs und bis zum Gänsehalsturm ging es wirklich nur bergauf, was an sich nicht schlimm gewesen wäre – hätte man auf der Website darauf hingewiesen, denn wir hatten Kinder und ältere Leute dabei, die nicht nur eine Pause brauchten, um wieder zu Atem zu kommen und auch unser Trio verteilte sich auf die ganze Gruppe. Meine Frau und ich waren noch „relativ“ gut dabei aufgrund unserer geografischen Heimat und der Tatsache, dass wir jeden Tag mindestens 2 Stunden im Wald den Hund ausführten und öfter wanderten. Violet jedoch tat mir Leid, da sie aus dem doch recht flachen Münsterland keine großen Steigungen gewohnt war und, wie sie selbst sagt, ein Höhenunterschied von 3 Metern dort ja schon ein Berg ist. Wir warteten jedoch solidarisch und waren auch froh über die Pausen, die so zustande kamen, denn der Wanderführer hatte trotz seines Alters einen wirklich strammen Schritt drauf und schien es auch nicht wirklich zu mögen, wenn die Truppe hinten „Halt!“ rief und ihn zum Warten zwang.

Ausblick in das Tal

 

Mich wunderte jedoch auch, dass der Weg bisher nicht wie angekündigt beleuchtet war, schließlich waren es doch die „beleuchteten Traumpfade“ und uns wurden auch Lichtinstallationen am Anfang versprochen, aber wo nur…? Die Antwort ließ noch knapp 2 Stunden auf sich warten. Denn selbst als wir endlich den Turm erblickten, war er noch hunderte von Metern entfernt. Ein Wanderschild sprach von hundert Metern, doch als wir ankamen, waren es bestimmt 400-500 Meter; nur bergauf, versteht sich.

 

Der illuminierte Gänsehalsturm

 

Und dann sahen wir ihn, einen beleuchteten Waldabschnitt, der uns als „Märchenwald“ versprochen wurde. Violet pausierte und legte direkt am Turm ihre wohlverdiente Rast ein, ich jedoch wollte mir das nicht entgehen lassen und stapfte mit meiner Frau die 400 m hin und zurück durch den bunten Wald. Die Bilder waren einmalig und wirklich schön gemacht, der Turm erstrahlte dazu auch in Regenbogenfarben. Und mit unseren Fackeln schuf es tatsächlich eine ganz eigene, magische Atmosphäre. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht kehrte ich zu Violet zurück und gönnte mir auch noch ein paar Schlucke Mineralwasser, den Aufstieg auf den Turm schenkte ich mir jedoch, denn der Abstieg würde bestimmt nicht leichter werden und auf 80 Stufen rauf und wieder runter hatte ich dann doch nicht so viel Lust , musste ich zugeben.

 

Beleuchtete Pfade

Nach ca. 35 Minuten wurden wir zum Abstieg gerufen, einige stark Lädierte konnten mit einer Fahrgemeinschaft der Organisatoren zurückfahren. Wir waren jedoch tapfer, rüsteten uns mit neuen Getränken und Fackeln aus und begannen den Abstieg, der erst die Straße hinabführte und dann wieder in den Wald hinein. Es war ein anderer als der Hinweg, aber auch hier nur wenige gerade Strecken, meistens ging es steil bergab und trotz Wanderschuhen gerieten wir ins Straucheln durch die Steine, die unter unseren Füßen wegrutschten. Tatsächlich war dieser steinige Abstieg durch das andauernde Stoppen unangenehmer als der weiche Waldboden beim Aufstieg. Der Abstieg dauerte nochmal grob eine Stunde (ich kam zumindest knapp mit einer Fackel aus) bis wir wieder am Parkplatz waren. Erschöpft, aber dennoch glücklich (und auch ein bisschen stolz) fielen wir auf die Sitze. Zu Bette sind wir dann allerdings gekrochen, denn eines war uns nachher auch klar: mit drei Kilometern war nicht die Länge der Tour gemeint, sondern nur der Hinweg zum Turm.

 

 

 

Fazit: Diese doch sehr persönliche Erfahrung soll in keiner Weise abschrecken, an sich ist die Tour gut gelungen, trotz Baumwurzeln und nur schwachem Fackelschein sowie starkem Anstieg gab es keine Verletzten und auch keinen Waldbrand durch die Fackeln, der Preis von fünf Euro zum Erhalt der Traumpfade ist auch mehr als nur in Ordnung gewesen. Einzig und allein die Streckenlänge sowie sportliche Kondition der Wanderer hätte man besser kommunizieren müssen, ebenso, dass nicht der gesamte Pfad beleuchtet wird, sondern nur ein Abschnitt von knapp 400 m – bei einem Weg von 6 km Länge ist das schon recht mau, damit so groß zu werben. Doch an sich kann ich nur sagen, dass die Vier-Berge-Tour (auf dessen Abschnitt die Wanderung stattfand) definitiv einen zweiten, besser gerüsteten Versuch, erkundet zu werden, verdient hat.

 

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